Freitag, 16. April 2010

MdS Nachlese Teil 1: Ausrüstung oder “Wichtig is auf’m Platz”

7 Monate hatte ich Zeit seit von dem Zeitpunkt der Anmeldung bis zum Abflug. Viel Zeit – zu viel Zeit – zum planen, recherchieren, wiegen, einkaufen, wiegen, Packliste schreiben, wiegen, Packliste revidieren, wiegen, einkaufen, Packliste revidieren …

Ich hatte mich von Anfang an auf 3 Packlisten festgelegt, die ich im Internet gefunden habe. Von dort aus habe ich meine eigene Liste entwickelt. Ein Excel-Sheet erstellt, Kalorien gezählt, Grammzahlen addiert.

Meinen ersten Großeinkauf bei Racelite in Garmisch hatte ich im Rahmen einer Dienstreise im November gemacht. Vorher hatte ich mir stundenlang Gedanken über die erforderliche Dicke des Schlafsackes gemacht und mich für den wärmeren entschieden, weil es in der Wüste ja Nachts so kalt sein soll. Rucksack sollte ein Raidlight sein, weil den ja alle haben. Allerdings ohne die Trinkflaschenhalter an den Tragriemen, weil ich der Meinung war, die würden mich nur nerven. Pflichtausrüstung war einfach zu besorgen, von allem was man braucht einfach das leichteste. Auch beim Esbitkocher sollte es der leichteste sein. Die Planung der Nahrung hat war da schon komplizierter.

Für das Abendessen bekommt man ja beim Lesen aller Berichte den Eindruck, ohne Travellunch geht gar nichts. Für’s Frühstück hatte ich mich letztendlich auf selbstgemischtes Müsli entschieden. Für unterwegs habe ich auf bewährtes gesetzt. Xenofit Riegel und Pulver, dazu 500 Gramm Peronin, unter anderem für die lange Etappe und um das Müsli anzumischen. 5 Päckchen Kartoffelsuppe und ein paar Cashewkerne und fertig war das 4.7 kg Paket.

Kleidung war auch noch so eine Sache. Insbesondere die Kleidung für die Nacht. Weil ich nicht wusste wie kalt kalt wirklich ist, hatte ich mich entschieden 2 Hosen mitzunehmen und in der ersten Nacht im Biwak zu testen. Bei den Socken hatte ich mich für InJinji Zehensocken entschieden, als Ersatz Wrightsocks. Kappe Jack Wolfskin Desert hat mit Sonnenschutz im Nacken. Als Oberteil hatte ich zuerst ein X-Bionic in der Auswahl, habe mich dann aber für ein Runnerspoint Shirt aus dem Material ColdBlack entschieden. Hierbei hatte ich bis zuletzt bedenken. Wie cold ist coldblack denn wirklich?

Und was ist dabei herausgekommen? Wie sich herausgestellt hat, kann man so lange planen und recherchieren wie man will aber es zählt die alte Fussballerweisheit: “Wichtig is auf’m Platz”. Soll in diesem Fall heissen, was zu Hause gut ist, ist in der Wüste noch lange nicht gut. Was anderen bekommt, muss mir noch lange nicht bekommen. Und was letztes Jahr gut war, muss dieses Jahr noch lange nicht gut sein. Nachfolgend eine kleine Aufzählung meiner Erkenntnisse:

1. Riegel in der Wüste: Geht gar nicht. Ich hatte 14 Xenofit Riegel dabei, welche ich zu Hause wirklich lecker finde. Ich habe 3 gegessen und die auch nur weil ich mich gezwungen habe

2. Gel Squeezy Cola: Dito

3. Jack Wolfskin Kappe: Ich hatte ja kurzfristig auf Turban umgestellt, was wirklich hervorragend war. Der Turban kühlt schön, vor allem wenn man ihn wässert. Als mir mein nasser Turban auf der 4ten Etappe aber mehrmals in den Dreck gefallen war, habe ich ihn weggeworfen und meine JW Kappe aufgesetzt. Sofort war mir entscheidend warmer unter der Kappe. Die große Enttäuschung dann, als ich mir Wasser über den Kopf geschüttet habe. Die Wüstenkappe war wasserabweisend :-(. Also Kappe ab und auf Buff umgestellt. Das ging besser

4. Socken: Injinji: Die Entdeckung des Laufes Nummer 1. Ich hatte keine einzige Blase und meine Mitläufer Heiko und Alex blieben mit diesen Socken auch so gut wie blasenfrei. Ich habe mich gar nicht getraut meine Ersatzsocken (Wrightsocks) anzuziehen , sondern dieses eine Paar den ganzen Lauf getragen. Ja, ich habe 2 mal gewaschen. Never change a winning team.

5. Peronin: Die Entdeckung des Laufes Nummer 2: Hervorragend verträglich auch bei Hitze und unter Belastung. Schmeckt auch wenn die Brühe 60° hat (lecker Kakao). Und vor allem absolut sättigend und Energie bringend. Ich bin die gesamte 82 km Etappe mit 2 Flaschen Peroningemisch durchgelaufen. Plus eine Flasche Xenofit Mineraldrink, eine paar Cashews und Wasser natürlich. War absolut ausreichend.

6. Esbit Kocher: Ich hatte den leichtesten genommen den es gab. Das war ein Fehler. Unter Laborbedingungen hatte er gut funktioniert, aber in der windigen Wüste war er absolut untauglich. Aber zum Glück haben wir ja gelernt wie man eine Feuerstelle baut und mit Holz und ein paar Esbitwürfeln ein Feuerchen macht.

7. Schlafsack: Ich hatte den YETI VIB 250. Absolut ausreichend. Der VIB 150 hätte es wohl auch getan. Aber dem Vernehmen nach war es auch dieses Jahr nachts warm wie noch nie. Insofern ist es schwer zu sagen, on der 150er auch bei der sonst ülichen Kälte ausreichend gewesen wäre. Die Schlafsackhülle mit den übrigen Klamotten vollgestopft ergibt übrigens ein prima Kopfkissen. Besser als die Schuhe jedenfalls.

8. 2XU Kompressionshose für nachts. Aaah, eine Wohltat. Und aufgrund der milden Temperaturen auf warm genug.

9. Stirnlampe: Ich hatte meine superhelle Myo XP nicht dabei. Eine gute Entscheidung. 120 Gramm gespart (inkl. Ersatzbatterien) und die kleine Petzl, die ich mir von Horst geliehen hatte war hell genug für abends und die paar Stunden im Dunkeln auf der langen Etappe.

10. Oberteil Runnerpoint Coldblack: Ja, war wirklich recht cold. Hat man gemerkt, wenn ich nach dem Lauf ein normales schwarzes Oberteil angezogen habe. Und auch sehr angenehm zu tragen.

11. Travellunch: Wie gesagt, man denkt ja, es geht nicht ohne. Die Travellunch, die ich dabei hatte waren auch ganz OK. Vor allem die Kartoffelsuppe für zwischendurch war gut. Einmal hatte ich sie auch zum Frühstück gegessen. Allerdings hat mein Zeltgenosse Christian gezeigt, dass es auch anders geht. Er hatte jede Menge Mie-Nudeln dabei und dazu Sossenpulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Ich war jedesmal neidisch, wenn er die gemacht hat. Eine gute Mischung wäre hier sinnvoll gewesen.

12. Cashewkerne: Hätte ich mehr von mitnehmen sollen, gut für zwischendurch.

13. Raidlight Rucksack: Hat ja auch jeder, daher leicht zu verwechseln. Gut, dass man eine Startnummer hat. Am Flughafen praktisch, man läuft einfach hinten den roten Rucksäcken her. Schön leicht, aber mit einigen Schwächen. Da Gewicht geht auf die Qualität. Man braucht den nur schief anzuschauen, dann reißt er schon. Meiner war schon vom trainieren kaputt, Heiko’s ebenfalls und an der gleichen Stelle. Reißverschlüsse gehen schlecht. Am meisten hat mich die seitliche Flaschentasche gestört. Absolut an der falschen Stelle. Außerdem geht die Flasche schwer rein. Das gleiche gilt für die Flaschenhalter am Bauchteil. Auch die 1.5 l Flasche quer geht sehr schwer rein. Das nächste Mal würde ich wohl doch noch die Flaschenhalter an den Schulterriemen nehmen. Obwohl ich bei Kollegen gesehen habe, daß die zugehörigen Flaschen nicht dicht sind.

14. Isomatte: Schwieriges Thema. Ich hatte eine halbe Isomatte dabei. Mehr hätte ich vom Gewicht her wirklich nicht tragen wollen. Aber ich war doch öfters sehr gerädert und habe voller Neid auf die Thermarestmatten von Tilmann und Tom geschaut.

15. Gamaschen (Raidlight): Die genähten Klettbänder haben hervorragend gehalten aber die eigentlichen Gamaschen zerreißen am ersten Stein und müssen jeden Tag mit Tape geflickt werden.

16. Hirschtalgstift: Fand ich unpraktisch und hab ich nicht benutzt. Ich hatte mir zusätzlich Hirschtalg aus der Tube in ein kleines Döschen abgefüllt. Das war viel praktischer.

17. Wäscheleine wäre nicht unpraktisch gewesen.

18. Toilettenpapier usw.: Eine Rolle langt. Feuchtes Toilettenpapier darf man nicht vergessen. Auch diese kleine Handtücher die sich mit ein paar Tropfen Wasser entfalten waren nicht schlecht.

19. Sonnenbrille: Gletscherbrille Loubsol. Sehr gut, nichts zu bemängeln.

20. Sandalen: Der große Reinfall. Ich hatte mir diese Wüstensandalen auf der MdS Homepage bestellt. Gelinde gesagt eine Frechheit, diese zu verkaufen. Völlig untauglich für die steinigen Biwaks. Es war zum totlachen Leute mit diesen Latschen durchs Biwaks stolpern zu sehen. Ich habe jeden Tag die anderen Läufer um ihre FlipFlops beneidet.

21. Schuhe: Salomon XA pro: Mein Lieblingstrailschuh. Hat mich schon blasenfrei durch die Schweiz gebracht. Allerdings hätte ich ihn nicht eine Nummer grösser gebraucht. Mein Fuß ist nicht wie angekündigt angeschwollen, sondern sah immer gleich aus. Aber wer weiß das schon vorher.

22. Essen allgemein: Ich hatte 17500 Kalorien dabei. Ich denke ich habe nicht mehr als 16000 zu mir genommen. Mehr habe ich auch nicht gebraucht und hätte auch nicht mehr runter bekommen. Für während des Laufes würde ich noch mehr auf flüssige Nahrung wie Peronin und Mineralpulver setzen. Dazu mehr Nüsse. Ab und zu was herzhaftes für abends wäre nicht schlecht gewesen, z. B. Salami oder Parmesan. Nudeln siehe oben. Auch zum Frühstück.

So, das war es im groben. Aber wie gesagt, das gilt nur für mich, bei diesem Lauf und in diesem Jahr. Für alle anderen ist es blanke Theorie. Und da muss ich nochmal Adi Preißler zitieren: „Wichtig is …“

2 Kommentare:

Susanne Alexi hat gesagt…

Tausend Dank, Achim, soviel geballte Erfahrungswerte werden uns auch noch im outback zugute kommen!
LG
Susanne

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank für die Tipps, in einer Woche geht es für mich in die Wüste. Die Anspannung wächst.